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Eine Wurstgeschichte

Heute Morgen, in Weimar, um 8 Uhr, gestartet. Bis vor kurzem leichtfüssig den gut markierten Weg den Feldern entlang und durch schattige Wälder gewandert.

Es ist kurz vor Zwei. Inzwischen latsche ich mehr als wandern. Egal, befinde mich bereits in einem Vorort von  Erfurt, der Thüringer Landeshauptstadt. Bald gibt’s was zu essen: ICH HAB SO EINEN HUNGER. Tja, da bin ich ja selbst schuld, sollte es doch langsam wissen. Frühstücken? Aber nein, nur kurz ein  Brötchen und dafür jede Menge Kaffee. Die Bananenpause nach einer Stunde Marsch kann dies auch nicht wettmachen.

Halb drei! Bereits spaziere ich durch die Fussgängerzone von Erfurt, mit seinen wunderschönen, schmucken Häusern und dem liebevoll rekonstruierten Fachwerk. Es ist Sommer, angenehm warm, die Sonne scheint, die Menschen lachen und sind am shoppen. Aber all dies beachte ich kaum, ich rieche doch bereits meine im Universum (Erklärung folgt in einer nächsten Geschichte) bestellte Wurst. Deutschland ist ja sozusagen DIE WURSTNATION: gibt es doch hier über 1500 Wurstsorten, wie z.B. Currywurst, Weisswurst, Blutwurst, Leberwurst, Frankfurter, etc. Jeder Deutsche isst pro Jahr fast 60 Kilo Wurst!

Wurststand! Brav ordne ich mich in die Warteschlange ein. Endlich komme ich an die Reihe. “WAS DARF‘S DENN SEIN?“, dröhnt mir eine tiefe Stimme entgegen. Der Wurstverkäufer, ein älterer, grosser, breitschultriger Mann mit groben Händen blickt mich von seinem Wurstwagen von oben herab an. Mmmh, mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Gedankenabwesend und sauerstoffarm bestelle ich: „Möchte  gerne eine Cervelat!“ Darauf barsch der Verkäufer: „KENNEN WIR NICHT, HABEN WIR NICHT. WO KOMMST DUU DENN HER?“ „Aus der Schweiz“, antworte ich. Darauf der Verkäufer, eine Spur freundlicher: „AHHH, EIN SCHWEEIIIZZZER. HABEN WIR TROTZDEM NICHT. ABER WIR HABEN EINE LECKERE ORIGINAL THÜRINGER BRATWURST, DIE SCHMECKT SUPER.“ „Okay, versuche so ne Thüringer Wurst mit Brötchen und Senf.“ In  freudiger Erwartung, mit knurrendem Magen und einem Glitzern in den Augen zahle ich. Ein (1!) Euro! Nachdem ich mich vom tiefen Preis erholt habe, sehe mich nach einer geeigneten Sitzgelegenheit um. Mit schwerem Rucksack, mit schweren Beinen, mit vollen Händen, will man sich ja schliesslich irgendwo niederlassen. Nix da, muss mich noch gedulden, spaziere ein bisschen weiter. Endlich eine Bank. DOCH OH SCHRECK, DIE WURST IST WEG!

Die muss mir beim Suchen zwischen dem Brötchen rausgeflutscht sein! Also zurück. Um die Strassenecke erblicke ich einen Hund, der genüsslich sein Maul leckt, und sein Herrchen, der ihn heftig tadelt!  Am Wurststand angekommen, muss ich natürlich wieder anstehen. Endlich. Der Verkäufer erkennt mich sofort: „AHH, WIEDER UNSER SCHWEEIIZZZER, WAS DARF‘S DENN DIESMAL SEIN?“ Kleinlaut stottere ich: „Möchte gerne noch mal so ne Wurst, bitte, so ne Thüringer Wurst.“ Der Verkäufer schmunzelt breit und meint: „GELL JUNGE, DIE SIND GUT!“

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